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Objektorientierte universitäre Lehre – am Beispiel des kunsthistorischen Objektbestands der Universität Graz

Bernadette Biedermann

09 Januar, 2025

Österreich, Graz

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This article is originally written in English and automatically translated by DeepL AI.

Die Universität Graz integriert die objektorientierte Lehre in die geisteswissenschaftlichen Studiengänge, begleitet von entsprechenden Lehrformaten und -methoden. Der theoretische Rahmen basiert auf der allgemeinen Museologie, die Objekte als Quellen synchroner und diachroner Bedeutungen betrachtet, und verfolgt einen inter- und transdisziplinären Ansatz (vgl. Waidacher 1999a). In diesem Artikel wird ein Unterrichtsprojekt an einer kunsthistorischen Sammlung von ca. 25 Objekten aus den Universitätsmuseen der Universität Graz vorgestellt, um den Nutzen der objektbasierten Lehre zu verdeutlichen.

Was geschieht an den Universitätsmuseen der Universität Graz?

Die Universitätsmuseen bilden ein fakultätsübergreifendes Zentrum innerhalb der Universität Graz, als Teil der "Siebten Fakultät" - ein "Zentrum für Gesellschaft, Wissen und Kommunikation", neben den sechs regulären Fakultäten. Ziel der Siebten Fakultät ist es, "wissenschaftliche Themen transparenter zu machen und Wissenschaft und Forschung einfach und verständlich zu vermitteln".
Die Universitätsmuseen sind nicht nur für die Vermittlung, sondern auch für die Erfassung, Erschließung und Digitalisierung der wissenschaftlichen Sammlungen der Universität zuständig.

Zwei separate Ausstellungsbereiche sind in Betrieb. Der eine, "UniGraz@Museum", zeigt einen Teil der historischen Sammlung des Instituts für Physik - die Exponate sind in den Kontext der Universitätsgeschichte eingebettet, mit einem Schwerpunkt auf den Nobelpreisträgern und der Entwicklung der Wissenschaft (siehe UniGraz@Museum). Neben dieser Dauerausstellung werden in diesem Bereich Sonderausstellungen zu verschiedenen wissenschaftlichen Themen präsentiert - ab 2022 und aufgrund des Erfolges bis 2024 verlängert wurde etwa eine Ausstellung zu den archäologischen Funden auf dem nahegelegenen Berg des Schöckl (siehe Sonderausstellung Schöckl).
Ein zweiter Ausstellungsbereich wird vom "Hans Gross Kriminalmuseum" eingenommen und fokussiert auf die historische kriminologische Sammlung (siehe Kriminalmuseum).

Die Erfassung, Erschließung und Digitalisierung der universitären Sammlungen wurde bisher vor allem im Rahmen von Forschungsprojekten vorangetrieben, was auch zur Entwicklung des "Virtuellen Museums" der Universität Graz führte (siehe Virtuelles Museum).

Wer praktiziert objektbasiertes Lehren und Lernen an der Universität Graz?

Geisteswissenschaftliche Studiengänge wie der B.A. Geschichte und Kunstgeschichte bieten derzeit objektbasiertes Lehren und Lernen (OBTL) an. Insbesondere der B.A. Geschichte bietet ein Modul "Museologie" sowie eine optionale Spezialisierung in "Angewandte Kulturwissenschaften und Kulturmanagement", die ebenfalls ein Modul "Museologie" beinhaltet, das aus drei Kursen besteht - Historische, Theoretische und Angewandte Museologie. Der B.A. in Kunstgeschichte beinhaltet "Übungen" und "Arbeitsgemeinschaften" im Modul "Arbeit mit Originalen/Museologie". In diesem Artikel wird das Modul "Arbeiten mit Originalen" näher beleuchtet.

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Practising OBTL with the art collections of the University of Graz

Im Sommersemester 2021 konnte die Lehrveranstaltung  "Die Kunstsammlungen der Grazer Kunstgeschichte - ausgewählte Aspekte der Museumsdokumentation" von B.A.-Studierenden der Kunstgeschichte im Rahmen des Moduls "Arbeiten mit Originalen" gewählt werden. Vierundzwanzig Studierende nahmen an diesem Seminar teil, in dem sie zunächst eine Fragestellung und eine These zu dem von ihnen gewählten Objekt entwickelten. Ihre Ergebnisse dienten später als Grundlage für eine wissenschaftliche Arbeit und eine Präsentation auf einer "Mini-Konferenz".

Die untersuchten Objekte stammten aus der kunsthistorischen Sammlung des Instituts für Kunstgeschichte und sollten 2022 an die Siebte Fakultät überführt werden. Die Studierenden hatten die Aufgabe, die ausgewählten Objekte zu vermessen, zu fotografieren und für die Lagerung vorzubereiten. Da die Sammlung noch nicht systematisch inventarisiert worden war, erhielt jedes Objekt eine fortlaufende Inventarnummer.
Der Umgang mit den eigentlichen Objekten fand in einer einzigen Sitzung und unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt, da die COVID-19-Pandemie ausgebrochen war.

Die Arbeit mit den Objekten - eine Reihe von behutsamen Schritten

Nach einer Durchsicht der verfügbaren Datenlisten zu den Objekten wurden folgende Maßnahmen an den Objekten durchgeführt:

  • Zuweisung von Inventarnummern nach dem neu entwickelten System;

  • Fotografien (einschließlich Maßstab);

  • Messung der Abmessungen;

  • Beschreibung des Zustands der Objekte.

Damit konnten die Studierenden den konservatorisch korrekten Umgang mit den Objekten üben - einschließlich des sachgerechten Auspackens und Verpackens der Objekte unter Verwendung geeigneter Materialien (Handschuhe, säurefreies Papier).

Anschließend wurden alle Metadaten in einer strukturierten Excel-Liste erfasst, die Fotodateien nach einem vorher festgelegten Muster benannt und auf einem universitätsinternen SharePoint gespeichert.

Neben der Erfassung der jeweiligen Objektdaten verfassten die Kursteilnehmer auch eine Abschlussarbeit über ihr ausgewähltes Objekt. Unter Berücksichtigung der Künstlerzuschreibung und des Erwerbsdatums mussten sie den aktuellen Stand der kunsthistorischen und historischen Forschung zum Objekt recherchieren sowie eine erste ikonographische Analyse des Objekts durchführen.

Entwicklung eines theoretischen Rahmens

Die Studierenden entwickelten nicht nur praktische Fähigkeiten im Umgang mit Sammlungsobjekten, sondern erhielten auch eine spezifische Ausbildung in kunsthistorischer Museologie. Die Analyse und Interpretation der Kunstwerke stützte sich auf den ikonographisch-ikonologischen Ansatz von Erwin Panofksy (vgl. Panofsky 2009) und es wurden Standards der Objektdokumentation mit entsprechenden Referenzen vermittelt (vgl. Institut für Museumsforschung). Auch Aspekte der Provenienzforschung wurden bei der Untersuchung der Objekte vermittelt (vgl. Zuschlag 2022).

Außerdem brachte der pandemische Kontext viele soziale Herausforderungen für die Studierenden mit sich. Die meisten Treffen fanden online statt, mit Ausnahme einer Sitzung in Anwesenheit - unter Einhaltung der Hygieneanforderungen - um mit den Objekten zu arbeiten. Die Studierenden mussten jeden Schritt als Gruppe koordinieren - erstens, um ein Zeitfenster für die Sitzung vor Ort zu buchen, zweitens für das eigentliche Auspacken und Verpacken, Messen und Fotografieren des Objekts. Sie trainierten auch ihre digitalen Fähigkeiten, indem sie die Daten auf Online-Hochschulplattformen wie Moodle und SharePoint strukturierten, sowie ihre Präsentationsfähigkeiten, indem sie ihre Ergebnisse am Ende des Semesters auf einer kleinen Online-Konferenz vorstellten.

Der Wert von objektbasierten Projekten

Trotz der Einschränkungen durch die Coronavirus-Pandemie zeugen die Präsentationen der Studenten am Ende des Semesters und die von ihnen gesammelten Metadaten von den Erfolgen des Kurses. Die TeilnehmerInnen fütterten die Objektdatenbank mit ihren Recherchen, und diese Excel-Liste bildet nun die Grundlage für ein Pilotprojekt, das auf ALMA, der Bibliothekssoftware der Universität Graz, durchgeführt wird. In dieser Lehrveranstaltung wurden auch die Grundlagen für ein Regelwerk zur Bearbeitung und Erfassung von dreidimensionalen Objekten gelegt (siehe Regelwerk). Die Abschlussarbeiten der Studierenden zeigten darüber hinaus, wie die Recherche zu einem Objekt bisher unbekannte Informationen, wie z.B. seine Provenienz oder seine Biographie, aufdecken kann.

Für den Umgang mit Sammlungen innerhalb der Universität Graz ergaben sich übergreifende Fragestellungen: u.a. die Notwendigkeit der Entwicklung von Sammlungsrichtlinien und die Ermöglichung angemessener Erhaltungsbedingungen. Darüber hinaus wurde von den Studierenden der Wunsch nach mehr objektorientierten Lehrveranstaltungen in den Curricula geäußert, in denen der praktische Umgang mit den Objekten im Vordergrund steht.

An das Seminar schloss sich im Studienjahr 2022/23 eine zweisemestrige Lehrveranstaltung am Institut für Kunstgeschichte an, die eine vertiefte Auseinandersetzung mit den Kunstwerken aus kunsthistorischer und museologischer Perspektive bot. Die Studierenden wurden angeregt, neue Perspektiven auf die kunsthistorische Auseinandersetzung mit den Objekten zu entwickeln, den Objekten neue Fragen zu stellen und diese in Form von schriftlichen Arbeiten zu bearbeiten.

Bernadette Biedermann

Austria

Dr Bernadette Biedermann studied Art History and Cultural Management at the University of Graz, specialising in General Museology. She is currently deputy director of the University Museums of the University of Graz, co-editor of the journal “Curiositas. Journal of Museology and Museological Source Studies” and Chair of the Heritage Working Group within the Coimbra Group Universities. Her research interests include: general museology, museum presentation forms, university collections and material and immaterial cultural heritage within universities.

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