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EXPONERE! Ein Praxisseminar an der Technischen Universität Berlin und der Humboldt-Universität zu Berlin

Kerrin von Engelhardt (née Klinger)

26 August, 2024

Deutschland

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This article is originally written in English and automatically translated by DeepL AI.

Das Praxisseminar EXPONERE! hatte zum Ziel, drei zentrale Methoden der wissenschaftlichen Exposition zu erkunden: Sammeln, Fotografieren und Ausstellen. Der lateinische Begriff exponere hat verschiedene Bedeutungen, die sich im Deutschen Universalwörterbuch wie folgt zusammenfassen lassen: etwas in eine der Aufmerksamkeit ausgesetzte oder ungeschützte und besonders auffällige räumliche Lage bringen; etwas als Voraussetzung für die weitere Entwicklung kurz vorstellen, erklären und interpretieren; etwas (fotografisch) ausstellen (Duden, S. 565). Der Begriff diente als Ausgangspunkt, aber auch als thematische Klammer für das Seminar.

Die Seminargruppe in der Ausstellung „Back to the Future – The 19th Century in the 21st Century“ im C/O Berlin © Franziska Ritter

Ein interdisziplinäres Seminar

Das Seminar wurde von Franziska Ritter und Kerrin von Engelhardt konzipiert. Es fand im Wintersemester 2018/19 im Rahmen des Studiengangs "Vielfalt der Wissensformen" an der Humboldt-Universität zu Berlin sowie im Fachbereich Wissenschaftsgeschichte der Technischen Universität Berlin statt. 25 Studierende aus verschiedenen Bachelor- und Masterstudiengängen - Kunst- und Bildgeschichte, Europäische Ethnologie, Global History, Asien- und Afrikastudien, Informatik, British Studies, Kultur und Technik/Kunstwissenschaften, Kulturwissenschaften, Stadt- und Humangeographie sowie Sozialwissenschaften - kamen in einer interdisziplinären Lerngruppe zusammen, unterschiedlich in Alter und Erfahrung, neugierig auf Themen außerhalb des eigenen Curriculums.

Eine solide theoretische Basis schaffen

Im ersten Teil des Seminars wurden die drei Methoden des Sammelns, Fotografierens und Ausstellens in der wissenschaftlichen Arbeit durch Theorie und mehrere Exkursionen zu Archiven und Ausstellungen sowie Begegnungen mit Experten behandelt. Die Seminardiskussion stützte sich auf grundlegende Texte zu:

  1. Sammeln und das Verhältnis von Sammeln und Organisieren,

  2. Fotografisches Arbeiten in wissenschaftlichen und museologischen Kontexten,

  3. Ausstellungsgestaltung.

Die Exkursion zum Museum der Dinge Berlin eröffnete die Diskussion zum ersten Thema, dem Sammeln. Im Ausstellungsarchiv (Schaudepot) beantwortete die Vermittlerin Sophie Schulz Fragen zu den Begriffen "Objekt" und "Exponat" und zur (Re-)Organisation von Sammlungen. Wir skizzierten "Dinge", untersuchten ihr Wesen und verstanden Sammlungsstrategien. Das Zeichnen von Grundrissen und das Nachvollziehen von Besucherbewegungen half uns, das Ausstellungssystem zu verstehen. In einer zusätzlichen Theoriesitzung wurden Grundlagen des wissenschaftlichen Sammelns erörtert.

Beim zweiten Thema, der Fotografie, ging es bei einem Besuch der Archäologischen Sammlung und des Archivs Sudan an der Humboldt-Universität zu Berlin und einer ausführlichen Einführung durch die Sammlungsleiterin Dr. Cornelia Kleinitz um wissenschaftliche und nicht-wissenschaftliche Sammlungsintentionen sowie um den Umgang mit fotografischen Objekten in Sammlungen im Allgemeinen. Eine Seminarsitzung der Gastdozenten Matthias Gründig (Essen) und Anne Breimaier (Berlin) vertiefte die Diskussion mit einer Präsentation des Fotoprojekts "Hollis Frampton: ADSVMVS ABSVMVS, in memory of Hollis William Frampton". Die Kunsthistoriker berichteten über ihre Kurse mit Studierenden der Folkwang Universität der Künste in Essen und der Freien Universität Berlin und das anschließende studentische Ausstellungsprojekt. In ihrem Vortrag und in der lebhaften Seminardiskussion wurde die Verflechtung von historischen und szenografischen Fragestellungen deutlich.

Ausstellen, das dritte Thema, eröffnete mit einer Theoriesitzung zu Fragen der Objekt- und Rauminszenierung. Die Ausstellung "Zurück in die Zukunft - Das 19. Jahrhundert im 21. Jahrhundert" bei C/O Berlin half zunächst, verschiedene Berufsfelder und deren Zusammenspiel bei der Entwicklung einer Ausstellung zu verstehen (Kurator, Szenograf, Vermittler, Museumsdirektor etc.). Gleichzeitig bot die Ausstellung einen idealen Einblick in die Techniken, Methoden und Prozesse der Fotografie: Werke zeitgenössischer Künstler treten in Dialog mit herausragenden Arbeiten von Fotografiepionieren aus dem 19. Jahrhundert.

Anhand von Skizzenblättern, Fragebögen und Grundrissen wurden während des Besuchs in kleinen Teams verschiedene Ausstellungsaspekte analysiert und diskutiert, wie z.B. Kuration und Dramaturgie, die kreative Umsetzung von Themen und Inhalten in den Raum, die Wahl der Materialien, der Einsatz von Farbe und Licht und das Besucherverhalten.

Dieser erste einführende Teil des Seminars lieferte wichtige Impulse für die anschließende individuelle, praktische Projektarbeit.

Theorie in die Praxis umsetzen

Die zweite Phase des Seminars war darauf ausgelegt, mit den zuvor theoretisch erarbeiteten Themen zu experimentieren. Das Ziel war es nun, zu sammeln, zu fotografieren und auszustellen. Für diese Praxisphase bildeten die Studierenden fünf interdisziplinäre Teams von drei bis sechs Mitgliedern, die unter Anleitung der Dozenten folgende Aufgaben bearbeiteten:

  1. Fotografieren: Die Teams sollten zu einem selbstgewählten Thema mindestens 12 Fotografien anfertigen bzw. finden und festlegen, welche formalen, technischen und inhaltlichen Aspekte sie dabei berücksichtigen wollten. Die fünf Teams gingen dabei unterschiedlich vor: Sie fotografierten gemeinsam, durchstöberten ihre eigenen Fotoarchive, fotografierten Themen individuell oder griffen auf Fotodatenbanken zurück.

  2. Sammeln: Die Teams sichteten ihre fotografischen Objekte, um eine Frage zu definieren, die sie mit ihrer Sammlung beantworten konnten, um daraus Sammlungskriterien abzuleiten und ein Archiv zu erstellen (z.B. Datenbank, Kartei, Findbuch).

  3. Ausstellen: Die Teams entwickelten ein kuratorisches Konzept für eine Ausstellung ihrer Sammlung mit den dazugehörigen Fragestellungen, suchten einen geeigneten Ort (fiktiv oder real) und entwickelten kreative Ansätze für die Inszenierung der ausgewählten fotografischen Objekte im Raum und visualisierten sie in Form von Skizzen, Collagen, Modellen oder als Mock-up.

Reguläre Feedbackrunden, unsere "Schulterchecks" und kurze Präsentationen der Arbeitsfortschritte in der Seminargruppe beschleunigten den kreativen Prozess und sorgten für die notwendigen anregenden Diskussionen. Während der sechswöchigen praktischen Arbeit entwickelte jedes der fünf Projekte einen eigenen Zugang zum Thema "EXPONERE!". Am Ende präsentierten die Studierenden ihre Ergebnisse in einer gemeinsamen Prototyp-Ausstellung an der Humboldt-Universität zu Berlin.

Rückblickend: ein Erfolg

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben ästhetisch und inhaltlich starke Aussagen gemacht. In der Theoriephase und den Exkursionen haben sie sich das Vokabular und die Kriterien angeeignet, um ihre eigenen Konzepte und die ihrer Kommilitonen kritisch zu reflektieren. Erfreulich war das hohe Engagement und die Eigeninitiative der Studierenden: Der interdisziplinäre Blick über das eigene Fach hinaus bedeutete eine Horizonterweiterung, aber sicher auch eine Herausforderung. Der Umgang mit den für die Studierenden ungewohnten praktischen Fragen des Sammelns, Fotografierens und Ausstellens erforderte eine einführende theoretische Grundlage und profitierte sehr vom ständigen Austausch im Team und in den Seminardiskussionen. Das Seminar hat gezeigt, dass die Problemlösung in einer Praxisphase ein intensiveres Verständnis für theoretische Fragestellungen ermöglicht und eine größere Sensibilität für interdisziplinäre Perspektiven schafft.

Impressions from the temporary exhibition of the student photo collection projects developed during the semester © Franziska Ritter

Impressions from the temporary exhibition of the student photo collection projects developed during the semester © Franziska Ritter

Die Projekte der Schüler

(Un)sichtbar
Kseniia U., Raja S., Susan S., Marie Sophie H., Lucia Clara R.

"Wir können nicht alles sehen. Aus rein physikalischer Sicht ist das menschliche Auge nicht in der Lage, ein mikroskopisch kleines Paramecium zu beobachten oder die gemusterten Federn eines weit entfernten Vogels zu erkennen. Doch unser begrenztes Sehvermögen ist nicht der einzige Grund, warum uns so viele Dinge verborgen bleiben. Unsichtbare Grenzen hindern uns daran, Menschen zu sehen, die anders sind, Situationen, die unangenehm sind, oder Gefühle, die uns nicht glücklich machen. Wie können wir das Unsichtbare sichtbar machen? Jeder Schüler hat sich aus einer anderen Perspektive künstlerisch mit dem Unsichtbaren auseinandergesetzt und versucht, die Grenzen des Sichtbaren durch fotografische Technik zu überwinden. [...]"

Similis
Robin A., Rebecca G., Kasha G., Lia K., Sandra M. und Tabea P.

"Augen und Bäume, Haut und Früchte, Schultern und Felsen - in einer von Digitalisierung und Hochtechnologie geprägten Zeit scheinen Mensch und Natur wenig gemeinsam zu haben und driften zunehmend auseinander. Unter dem programmatischen Titel "Similis" greift das Projekt diesen Bruch auf und macht die auf den ersten Blick verborgenen Zusammenhänge zwischen Mensch und Natur eindrucksvoll sichtbar - und zwar sofort. [...] Die präsentierten Arbeiten zeigen dem Betrachter verborgene Analogien in einer Unmittelbarkeit, die zum Nachdenken über das problematische Verhältnis von Mensch und Natur herausfordert."

'Vanitas' - Wissenschaftliche Fotografien als Phänomene eines (globalen) Krisenbewusstseins?
Friederike T., Caroline K., Brenda M., Karl C., Philipp S.

"'Vanitas' untersucht die Schnittstellen zwischen Kunst und Wissenschaft. Die Schülerinnen und Schüler setzen sich mit dem schädlichen Einfluss des Menschen auf die Natur auseinander. Die Spuren des Menschen äußern sich zum Beispiel in Mikroplastik im Sediment, das auch in einigen tausend Jahren noch nachweisbar sein wird, wenn der Planet Erde kein menschliches Leben mehr zulässt. Dieser Verfall spiegelt sich in Bildern aus verschiedenen Disziplinen der wissenschaftlichen Fotografie wider, etwa der Medizin oder der geografischen Fernerkundung. Ziel der Ausstellung ist es, zu dokumentieren und zu reflektieren, inwieweit die Ästhetik wissenschaftlicher Fotografien, die nicht ausschließlich düster und negativ ist, einer kritischen Auseinandersetzung dienlich ist."

"Schöne(re) Platte" - Der Berliner Plattenbau und seine vielfältigen Gestaltungsformen
Florentine O., Lea-Maria S., Alexandra K., Franziska S.

"Was stellt man sich vor, wenn man an Plattenbauten in Berlin denkt, sowohl in Ost als auch in West? An ein Symbol für anonymes Wohnen in der Großstadt? An industriell gefertigte Wohnblöcke, die sich durch karge Schlichtheit, graue Unscheinbarkeit und einschüchternde Größe auszeichnen? Entgegen dieser Erwartungen haben die Studierenden der Ausstellung "Schöne(re) Platte" ein Archiv geschaffen, das die gestalterische Vielfalt der Berliner Plattenbauten unter die Lupe nimmt."

Die Großstadt im Kleinen - Eindrücke vom Stadtleben zu Beginn des 21. Jahrhunderts!
Katharina S., Paul W. und Emily R.

"Das Projekt zeigt fotografische Objekte aus der stetig wachsenden Sammlung, die späteren Generationen die Möglichkeit geben sollen, sich ein Bild vom Stadtleben zu Beginn des 21. Jahrhunderts zu machen. Die Kombination von visuellen und akustischen Reizen ermöglicht es dem Besucher, sich in die Situation hineinzuversetzen: Das auffällige Nebeneinander von scheinbar banalen Alltagssituationen in der Totalen und den oft überraschend schönen Details in den Nahaufnahmen lädt den Betrachter ein, seine eigene Wahrnehmung der Umgebung zu reflektieren. Die akustische Untermalung der einzelnen Kleinserien ist meist harmonisch, schafft aber manchmal auch bizarre Kontraste."

Kerrin von Engelhardt (née Klinger)

Germany

Dr Kerrin von Engelhardt (née Klinger) studied fine arts at the Bauhaus University in Weimar and Cultural History/Folklore Studies, Art History and Philosophy at Friedrich-Schiller University Jena. She received her doctorate in the history of natural sciences with a dissertation on mathematics education around 1800.

Franziska Ritter

Germany

Franziska Ritter ist Szenografin und Musikerin. Sie studierte Architektur an der TU Berlin, sowie im Auslandsstudium Fotografie und Film an der University of North London. Sie war von 2008 bis 2014 wissenschaftliche Mitarbeiterin und ist seitdem Koordinatorin und Dozentin des Masterstudiengangs Bühnenbild_Szenischer Raum der TU Berlin.

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